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Kann eine Herbsthäufelkultur (Turiel-Dammkultur) die Winterfurche ersetzen?

Eine wissenschaftliche Arbeit von Raimund Remer über die Unterschiede in der Bestellung von Wintergetreide zwischen dem Turiel-Dammkultur System und dem herkömmlichen Anbausystem mit Pflug.


Der Aufbau des Bodenlebens ist die Herausforderung im biologischen Ackerbau. Auch in den winterlichen "Ruhezeiten" gibt es Auf-, Um- und Abbauprozesse, die wenigstens teilweise steuerbar sind. Die nicht begrünten Flächen bedürfen einer vorsorglichen und gut geplanter Bearbeitung, um das gewünschte mikrobielle Leben zu unterstützen. Die humusarmen, leichten Sandböden waschen in den feucht-kühlen Wintermonaten stark aus, versauern und legen wertvolle Stoffe fest, so dass sie nur für Pionierpflanzen verfügbar sind. Diese Phänomene sind besonders deutlich am Podsol zu erkennen. Eine tiefe Winterfurche auf 20iger Böden führt zu gespenstischer Reinheit, so dass auch Wildkräuter kaum, bzw. verspätet keimen. Mit konventionellen Mitteln, raschwirkenden Düngern, kann man sich über diese selbsterzeugte Problem-Situationen hinweghelfen. Im biologisch-dynamischen Landbau gibt es seit jeher berechtigte Vorbehalte gegen das tiefe Wenden der Krume. Die ausschließlich flache Bodenbearbeitungen sind jedoch nur erfolgreich bei häufigen Kompostgaben, in einem reifen Zustand (siehe als Beispiel Bolting). Die sogenannte "'Verlassene Krume" stellt sich anderenfalls ein und führt zu Einbußen. Reifendrücke und Einwaschungen unterstützen den Vorgang des Verdichtens und "Pflugsohlen"werden trotzdem sichtbar. Lockerungen dieser Zonen mit meißelartigen Werkzeugen in der Vegetationszeit hilfreich. Dies besonders, wenn jene Partien rasch durchwurzelt werden. Für unsere Klimazone mit feucht-kühlen Wintern (ohne länger anhaltende Fröste) sind derartige Herbst-Lockerungen zumindest bei humusarmen Böden nicht ausreichend. Mit tiefgreifenden waagrecht schneidenden Werkzeugen, die ganzflächig Oberboden und Unterboden trennen, wird die Kapillarität unterbrochen, Regenwurmgänge werden in der Problemzone regelrecht versiegelt. Die geminderte Dränierung zum Unterboden, bzw. Untergrund verzögert das Abtrocknen im Frühjahr und kostbare Tage gehen in der Bestellung verloren. Görbings Bestrebungen mit dem Zweischichtenpflug konnten dies Problem nicht ganz zufriedenstellend lösen, obwohl der untere Teil der Krume gut gelockert wird und keine Einmischung von Unterboden in die Oberschicht stattfindet. Der Luftzutritt in tiefergelegene Krumenbereiche ist in der Naßzeit gering. Das Bodenleben leidet und kann sich erst nach einer gewissen Erwärmung regenerieren. Der Hinweis im landwirtschaftlichen Kurs, dass Erden die sich …über das Normalniveau erheben, eine besondere Neigung zeigen zum Lebendigen,... ruft Erinnerungen an die Geräte der Altvorderen wach. In Heimatmuseen finden wir beispielsweise noch den Mecklenburgerhaken u.ä., südlich der Alpen den Arl usw.. In traditioneller Art kann man in Ägypten den Haken am Joch mit dem Ochsen der Furche und dem Kamel auf dem weichen Land bei der Arbeit sehen. Auch in Spanien kommt der Haken noch zum Einsatz. Herr Julian Turiel Mayor beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich mit dem Neubau dieses Gerätetypus für den Schlepperzug. Er sammelte Erfahrungen auf sehr unterschiedlichen Böden und Klimaverhältnissen und kann bereits auf eine ganze Reihe Erfolge hinweisen. Dieses Bodenbearbeitungsgerät läuft unter dem Namen "Römerpflug". Soweit den Verhältnissen in Amelinghausen beurteilen können, -nach dem vierten Jahr, beim Herbsteinsatz ist der Römerpflug ökologisch und ökonomisch dem Wendepflug deutlich überlegen. Im Folgenden soll auf einige Ergebnisse aus dem Vergleichversuch Häufeln/Pflügen Herbst 1998 hingewiesen werden. Kurzbeschreibung des Römerpfluges. Ein kräftiger Rahmen trägt 4 Kvernelandgrindel mit Blattfeder-Steinsicherung im Abstand von 75cm. Die weit nach vorne gezogenen, vorschiebbaren Gänsefuß- oder Meißelschare sind an einem Steg befestigt, der dem Grindel aufliegt. Oberhalb des Steges sind die relativ kleinen hochangesetzten Häufelkörper montiert. Die schraubenförmig gebogenen Streichbleche der Häufelkörper schieben den lockeren Oberboden in Dämme und lassen Material rückrieseln, so dass keine Erosionen in ausgeräumten Furchen entstehen. Die Gänsefußschare lockern nur die tieferen Zonen und verwerfen kaum Schichten. Dem Rahmen sind rechts und links Häufelkörper mittels Einsteckvorrichtungen anbaubar, um 3 m, 3,75 m oder 2,25 m breit zu arbeiten, wie auch umzuhäufeln. Dies Gerät ist durch seine Winkelführung leichtzügig, so daß auf leichten Böden mit 60 PS Arbeitsbreiten von 3 m geschafft werden, bei einer Bearbeitungstiefe von gut 20 cm. Dem Römerpflug sind vor- und nachlaufende Schleppen anbaubar, für Saatvorbereitungen, sowie eine Aufsatzdrille. Beschreibung der Versuchsfläche: Schlag "Radekamp" mit ca. 2,75 ha ist unregelmäßige, schwach bis mittel humose Parabraunerde, Bodenpunkte von 20-26. Der Grundwasserstand ist auch an den tiefgelegenen Stellen deutlich unter 3 m. Der Acker ist leicht nach Norden geneigt. Im Norden und Osten an Mischwald grenzend, im Süden teils Wald, teils mehrzeilige Baumreihen, im Westen teils Acker, teils Weide. Auf dem Feld wurden vier Parzellen von je 20 m Breite und ca.225 m Länge ausgewiesen (P 1 + H 1 und P 2 + H 2). Die beiden "H" Parzellen wurden gehäufelt, der Rest gepflügt (siehe Feldskizze).

Skizze, Versuchsaufbau: Einteilung, gehäufelt und gepflügt

Profile, Kornfraktionen und Neigung: siehe Anhang Vorfrucht: 1998 Arpshof-Leguminosen-Gemenge nach Landsberger. Bodenbearbeitung Herbst 98: Nach dem Abernten des Grünfutters wurden die zwei "H" Parzellen am 26. September gehäufelt in 75 cm Hügelabstand mit dem 3 m breiten Römerpflug und einer Tiefe von ca. 20 cm, mit einem 63 PS Schlepper. Die übrigen Teile des Feldes wurden am gleichen Tag mit einer Scheibenegge, ca.10 cm tief bearbeitet. Am 20. Oktober wurden die zwei Häufel-Parzellen, nun tiefer (25-30 cm) umgehäufelt, die anderen Flächen des Schlages auf 19 cm Tiefe gepflügt. Zum Umhäufeln baut man einen Häufelkörper ab, (oder gar an, für Arbeitsbreiten von 4,5m) die Arbeitsbreite ist wieder 3 m, da der Römerpflug um 37,5 cm versetzt in die Dreipunktaufhängung des Schleppers gehängt wird. So fährt der Traktor im Tal, die Häufelkörper greifen unter die 4 Dämme, spalten sie und bauen aus je zwei Hälften einen neuen Damm auf. Gleich nach dieser Bodenbearbeitung setzte eine längere Regenperiode ein, so dass das Land relativ 'rasch ablagerte. Die lockere Struktur der Dämme hielt sich besser als im gepflügten Land. Frühjahrsbearbeitung: Am 16. März wurden die Parzellen P 2 und H 2 (für S. Roggen) parallel zur Furche ca. 8 cm tief gegrubbert und anschließend der ganze Schlag schräg zur Furche mit einem Balken (20 * 20 cm * 6 m) geschleppt. Das Land wurde durch den Schleppstrich, auch für eine Untersaat, ausreichend eingeebnet. Saat auf den Parzellen P2 und H 2 Am 25. März wurde auf den Parzellen P 2 und H 2 160 kg/ha Sommerroggen mit 20 kg/ha Kleegras als Untersaat gedrillt. Bis zur Ernte wurde keine weitere Bodenbearbeitung auf diesen' beiden Parzellen durchgeführt. Der auf 13 cm Reihenabstand gesäte Sommerroggen hielt das Beikraut zurück. Am 29. März sind die Parzellen P und H (8 cm tief) parallel zur Furche gegrubbert worden, wegen des Wildkrautdruckes. P 1 = 10 Keimlinge je m2 und H 1 = 62 Keimlinge je m2. Am 1. April wurde eine leichte Kompostgabe vor der Leguminosensaat gestreut (60 dt/ha) und sofort eingegrubbert. Der Kompost bestand aus Buchen- und Eichenlaub vom Herbst 98, dem im November 15 % Stallmist beigemischt waren. Nach dreimaligem Umsetzen war das Material -in 5 Monaten- zu einem gut gerotteten, streufähigen Dünger geworden. (TS=25,4%; Norg=0,7%; N03-N=992 ppm) Am 10 April wurde nochmals, wegen des hohen Wildkrautdruckes gegrubbert. P =21 Keimlinge je m2 und H 83 Keimlinge je m2 Am 17. April wurden die beiden Parzellen (P 1 und H 1) mit der Saatbettkombination für die Einsaat vorbereitet. Saat auf den Parzellen P1 und H 1 Am 19. April wurde -als Stillegung- 50 kg/ha Bitterlupine und 50 kg/ha Peluschke gedrillt. In das Gemenge waren 20 kg Kleegras eingemischt, als Futter für 2000. Das Gemenge wurde eingestriegelt. Die Saatmenge der Grobleguminosen wurde wegen der Untersaat, die im kommenden Jahr Hauptfrucht werden soll, knapp bemessen. Der Aufwuchs war, bedingt durch geringen Niederschlag, gering. Ernteergebnisse des Roggens: Am 29. Juni ergaben die Durchschnitte der m-Schnitte des milchreifen Sommerroggens folgendes Ergebnis: P 2 frisch 813 g/m? mit 41,30 % TS H 2 frisch 887 g/m2 mit 41,25 % TS Dies ergibt fast 9 % mehr Masse auf der gehäufelten Fläche. Der geringe Niederschlag während der Vegetationszeit machte sich auf dem relativ schwachen Schlag bemerkbar, Vom 1. März 99 bis zum Drusch fielen, bei ungünstiger Verteilung, 202,3 mm Regen, was für den leichten Boden im warmen Sommer, auch bei Sommerroggen nicht ausreicht. Am 31. Juli wurden von beiden Roggen-Parzellen aus der Mitte der Teilflächen 334,8 m2 gedroschen mit folgendem Ergebnis:

Ertragsuntersuchung, Turiel-Dammkultur vs. geplfügt

Das höhere Korngewicht wird im Mehrertrag der gehäufelten Parzelle sichtbar. Die Roheiweißmenge ist um 20 % höher.


gepflügt und gehäufelt

Kornertrag, Roheiweiß und TKG, Vergleich

Erntemengen im Leguminosenbestand wurden nicht festgehalten, da die Daten stark streuten.

Der prozentuale Kohlendioxid-Gehalt der Bodenluft unterliegt großen Schwankungen und ist von der Aktivität des Bodenlebens abhängig. Dieses wiederum spiegelt Zustände des Bodens. So ist die CO2-Bildung in Trockenzeiten oder bei starker Bodensäure gering. Ein inaktiver Boden produziert geringe Mengen CO2, reagiert bezüglich der CO2- Entwicklung jedoch spontaner, als der gute Ackerboden, der in beiden Richtungen stark puffert. Die CO2-Werte in einem armen Boden steigen rasch, wenn beispielsweise nach einer Dürre Regen fällt und sinken kräftig bei Wassermangel. An diesen Prozessen werden Bodenqualitäten anschaulich.

Am 16. Juni 99, 15°° Uhr, wurden nach einer 10-tägigen warmen Trockenperiode in den im Herbst gepflügten Parzellen im Oberboden nur 0,04 und 0,05 Volumen% CO2 gemessen, dies ist äußerst

CO2-Messungen, Turiel-Dammkultur und gepflügte Parzelle

gering und entspricht fast der normalen Konzentration unserer Umgebungsluft


(0,03%). In den ehemals gehäufelten Flächen war ca. die doppelte Menge, 0,1 + 0,09 Vol.%.

Nach gutem Niederschlag im August mit 39 mm am 18. ; 3 mm am 19. ; 7 mm am 20. und 2 mm am 21. (in 4 Tagen 51 mm) bei warmem Boden wurden deutlich höhere Werte in den gepflügten Parzellen gemessen, als in den gehäufelten (siehe Graphik), Vom 27.8. an waren die Werte mehr oder weniger gleich, sie verringerten sich geringfügig in den P-Parzellen. Die in der Nacht vom 20. zum 21.9. gefallenen 8 mm, nach einer trockenen Zeit vom 1.9. ergaben am 22.9. noch keine höhere CO2-Werte. In den gehäufelten Parzellen sind die Schwankungen geringer.

Kohlendioxid in Volumen-%

Kohlendioxid-Untersuchung im Zeitverlauf

Die vorhandene Menge des Kohlendioxids im Boden ist nicht ohne weiteres mit der momentanen Entstehung gleichzusetzen. Es ist durchaus möglich, dass das Gas nicht genügend durch die Bodendecke austreten kann. Das schwere Gas hält sich unter Krusten und Verschlemmungen. Die Aufforderung in dem alten Bauernspruch macht es deutlich: "Krusten brechen!" Der prozentuale Kohlendioxid-Gehalt auf der Bodenoberfläche betrug in der Zeit vom 21.-23.8. auf den mit dem Römerpflug bearbeiteten Parzellen jeweils mehr als auf den gepflügten, obwohl der relative Gehalt an CO2 im Boden geringer war. Dieses Phänomen wurde ähnlich am 23.8. beobachtet. Bei dem relativ hohen CO2-Austritt vom 21.-23.9. ist der Unterschied zwischen den Vergleichsparzellen gering. Der Teil mit dem Roggenstopppel, in dem der Klee als Untersaat wuchs, erbrachte höhere Werte.

Kohlendioxid auf der Bodenoberfläche

Die Kohlendioxidkonzentration ist maßgebend an der Zusammensetzung der Kleinlebewelt unserer Böden beteiligt. Einige Tier- aber auch Pflanzenarten reagieren sehr sensibel auf die relative Menge C02 bzw. auf Sauerstoffmangel. Falls das entstandene Kohlendioxid nicht aus dem Boden austreten kann, bildet sich Kohlensäure, die den Versäurungsprozess des Bodens einleitet bzw. unterstützt. Das Kohlendioxid, dieses Gas verbindet sich mit Wasser, es entsteht ein neuer Stoff, die Kohlensäure (CO2 + HO2 » H2 CO3), eine schwache, zweibasische Säure. Ein Liter Wasser nimmt bei 16°C Bodentemperatur einen Liter Kohlendioxid auf. Dies ist der Beginn eines recht komplizierten chemischen Vorgangs. Die Kohlensäure ist eine mehrprotonige Säure, die stufenweise dissoziiert und in der Bodenchemie, trotz der scheinbaren Einfachheit, eine große Rolle spielt. Der Stickstoff ist in der Landwirtschaft ein besonderes Sorgenkind, der einem so rasch entgleitet. Obwohl so viel von diesem Element vorhanden ist (3/4 der atmosphärischen Luft), lässt er sich schwer im und an den Boden binden. Aber er ist auch, in seinem besonderem Vorkommen, durch die Verbindungen mit anderen Stoffen ein Anzeiger für die unterschiedlichsten Prozesse. Organisch-gebundener Stickstoff im Oberboden Die organisch- gebundenen Stickstoffmengen veränderten sich unterschiedlich im Laufe des Jahres 99.

organisch gebundener Stickstoff im Oberboden

Nebenstehende Graphik der N-org Mengen in 0-30 cm Tiefe.



Organisch gebundener Stickstoff bei leguminosenanbau

Durch den Leguminosen-Anbau und dessen Mulch wurde der N-org in der Bodenschicht von 0 bis 30 cm Tiefe erhöht. In der gehäufelten Parzelle fand eine größere Anreicherung statt, als in der gepflügten. (P1 + 578 kg/ha; H1 + 806 kg/ha). In der P 2-Parzelle war im Okt.99 nach dem S. Roggen weniger N-org. In der H 2-Parzelle blieb die Menge des N-org praktisch gleich. (P2 -373 kg/ha; H2 +36 kg/ha). In dem Bodenhorizont zwischen 30-60 cm ist vom Januar zum Oktober eine deutliche Abnahme des N-org entstanden. Die Parzelle H1, mit dem besseren Wurzelwachstum der Leguminosen, hebt sich von den übrigen Parzellen ab. N-org in kg/ha in der Tiefe von 30 bis 60 cm

N-org auf 30-60cm

Die tiefere Schicht von 60 bis 90 cm zeigte im Oktober etwas höhere N-org Werte, im Vergleich zum vorherigen Januar.

N-org. auf 60-90cm

Der Stickstoffschwund beider Zonen zusammen (30-60cm + 60-90 cm) ist in den gepflügten Parzellen höher, als in den gehäufelten.

Summe N-org

Bei der Betrachtung der Salpeter-Werte sind die Unterschiede zwischen den gepflügten und den gehäufelten Parzellen nicht zu übersehen. NO3-N in kg/ha aus 0-30 cm Tiefe links: Januar rechts: Oktober

Nitrat aus 0-30cm Tiefe

Die Nitrat-Werte der Bodentiefe 0-30 cm des gehäufelten Landes sind höher, als jene des gepflügten Landes, besonders im Januar. Dagegen wendet sich das Verhältnis der Nitratmenge in den tieferen Zonen. Die geringen NO3-Werte in den Zonen 30-60 und 60-90 cm sind bei den gepflügten Flächen fast durchgehend höher. Nitrat-Stickstoff (NO3-N) in ppm

Zusammenfassung, Nitrat in untersch. Bodenschichten

Nitrat-Stickstoff (NO3-N) in kg/ha

Grafik, Nitrat auf 30-60cm zu untersch. Zeitpunkten

Ammoniak (NH3) in Vol. % der Bodenluft

am 10.4. und 16.6.99 bei

Ammoniak in der Bodenluft

Oberbodentemperaturen von 11° bzw. 16°C. Die Menge dieses Gases war in den gepflügten Parzellen durchwegs höher.


Die Ammonium-Gehalte (NH4) im oberen Boden (0-30) des gepflügten Landes liegen leicht über jenen der gehäufelten Flächen. Diese Mengen sind zwar gering, das Verhältnis in den Parzellen ist jedoch ein umgekehrtes, wie bei den Nitrat-Werten. Reife Erden haben geringe Ammonium-Gehalte. Diese u. a. Stickstoffverbindungen zeigen Luftmangel, oder gar Fäulnisprozesse an.


Ammonium-Stickstoff, NH4 – N in ppm

Ammonium-Stickstoff in untersch. Bodentiefen









Der Stickstoffeintrag in die Böden vollzieht sich durch die verschiedensten Lebewesen, in vielschichtigen komplizierten Zusammenwirkungen von Pflanzen, Pilzen, Bakterien oder Algen. Sicher sind noch lange nicht alle Wege erforscht. Die Lebendigkeit unserer Böden hängt eng mit dem Gehalt, der Verfügbarkeit und der zeitgerechten Nachschaffung dieses Elementes zusammen. R. Steiner bezeichnete den Stickstoff als “…den großen Schlepper,... der den Sauerstoff zu dem Kohlenstoff hinschleppt, damit Kohlensäure ausgeatmet wird".


Durch geeignete Bodenbearbeitung kann der Prozess der Umwandlung von atmosphärischem Stickstoff in Bodenstickstoff unterstützt und so die Wirksamkeit dieses besonderen Elementes erhöht werden.


Wir müssen Zustände i m Boden schaffen, die den jahreszeitlichen Bedingungen entsprechen, in denen sich die geeigneten Lebewesen wohlfühlen. Hierzu gehören außer den Leguminosen u.a. auch viele Bodenalgenarten, die auch noch bei feuchter Kühle aktiv sind.


[Zitat aus F.E. Round 1975: "Gut bekannte Beispiele liefern einige Gattungen der Blaualgen Sie binden atmosphärischen Stickstoff und reichern den Boden mit Stickstoff an“]. Das Ergrünen der Algen an den Baumstämmen, das fast über Nacht geschieht, macht auf das Phänomen des spontanen Wachstums dieser Lebewelt aufmerksam. Gerade in der Zeit Dezember-Januar." bei entsprechenden Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen, belegen häufig ganze Filme von grünen Algen Steine, Zaunlatten und Rinden einiger Bäume. Merkwürdiger Weise werden nicht alle Bäume gleich von den Algen geschmückt. Die Braunalgen, die deutlich länger zu beobachten sind, haben auch zu der Zeit des Jahreswechsels einen Höhepunkt in ihrem Wachstum.


Das Algenwachstum kann durch die Dammkultur angeregt werden. Hierbei mag die größere Oberfläche der Hügel, wie auch die bessere Durchlüftung zum Tragen kommen. Nicht unwesentlich wirkt der Lichteinfall. Durch Spalten- und Feinrißbildung in der oberen Schicht wird dem Licht tieferes Eindringen in den Boden ermöglicht.


Hohlraum- und Spaltenbildungen sind mitbedingt durch das dem Hügel typische Ablagern einerseits und andererseits spielen die Rottevorgänge eine wesentliche Rolle in dem lebendigen Wechselspiel des sich Öffnens und Schließens von kleinen Kammern. Die Möglichkeit einer Neubildung von Spalten ist i m Hügel deutlich größer, als in einer, zumindestens rasch gewendeten, Pflugfurche. Herr Kemink machte häufig - aus Erfahrung - auf die feine Spalten und Rissbildung der Dammkultur aufmerksam.


In dem Damm wird nicht nur abgebaut. Speziell im kühlen Boden ist das tierische Leben, das mehr dem Abbau der organischen Substanzen dient, stark reduziert. Dagegen können bei geringer Wärme viele Algenarten noch wachsen und sich sogar vermehren.


Bei dem Algen-Krümel-Test am 02.11.99 mit Böden der Versuchsfläche wurden folgende, nicht weiter bestimmte Algen ausgezählt:

Algenkolonien in den unterschiedlichen Parzellen




Dies möge nur ein Hinweis auf eine Tendenz sein, dass in gehügelter Erde mehr Algen vorkommen können. Die große Bedeutung dieser z.T. kleinen aber uralten Pflanzenarten, für Bodenzustände und Bodenentwicklung, wird noch nicht ausreichend genutzt.


Der Einfluss für die Belebung des Bodens, aus dieser schon recht verborgenen Welt, sollte uns noch länger beschäftigen.


Die Bodentemperatur-Messungen variierten in den einzelnen

Parzellen zu stark und waren daher nicht auswertbar. Jedoch wurden einige Unterschiede ganzflächig und einheitlich im Zusammenhang mit der Witterung deutlich.


Im Herbst, bei den ersten Frösten waren die Kuppen der Dämme 1,5 cm tief gefroren, als das gepflügte Land noch offen blieb, obwohl die Dämme in Nord-Südrichtung lagen, so dass die Sonne ungemindert die Furchen scheinen konnte.


Nach dem leichtem Schneefall i m Winter, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, taute der Schnee auf der gepflügten Fläche (P1 + P2) rascher, als auf den gehäufelten Flächen (H1 + H2).


Nach dem Schneefall Mitte Februar taute der Schnee auf den gehäufelten Flächen (H 1 + H 2), auch in den Furchen, einen ganzen Tag früher ab. Die Bodentemperatur im Damm scheint zum Winterausgang etwas höher zu liegen (nach den Messungen auch annehmbar), als in

der Pflugfurche.


Beim Überschauen der Daten, die sich aus diesem Versuch ergaben, lassen sich auf mehren Gebieten Tendenzen erkennen, die für eine spätherbstlichen Häufel-Arbeit mit dem Römerpflug sprechen. Durch ein geordnetes Zusammenspiel verschiedener landbaulichen Tätigkeiten kann Leben im Boden gefördert werden. Jede Einzelmaßnahme dient dem Ganzen und kann kaum isoliert betrachtet werden.


Die Herausforderung an der Verlebendigung unserer Kulturböden zu arbeiten ist groß. Es ist jedoch nicht nur eine Herausforderung, sondern wie es R. Steiner im landwirtschaftlichen Kurs

formulierte: "Das ist die Aufgabe nun.“


Zusammenfassung:

Es wurde eine 19 cm tiefe Winterfurche mit der Häufelarbeit des Römerpfluges auf leichtem Sandboden verglichen:


Einige Unterschiede zeigten sich in der Tendenz zugunsten der Häufelarbeit (bei witterungsbedingtem geringen Ertragsniveau).

Höherer Körnerertrag mit höherem Eiweißgehalt.

Stickstoffanreicherung im Oberboden, höhere Nitrat- und geringere Ammoniumbildung, günstigere Stickstoff-Verlagerung in tiefere Bodenschichten.


Der Kohlendioxidaustausch ist ausgeglichener.


Kostenersparnis bei der Bodenbearbeitung.


Der höhere Beikrautdruck der gehäufelten Flächen beeinträchtigte den Sommerroggen mit seinem hohen dies bezüglichen Schwellenwert nicht.


Raimund Remer* Amelinghausen den 02.01.2000.


Der Literaturnachweis und die Daten zu den Bodenuntersuchungen sind in der Originalfassung (PDF-Datei) im Anhang zu finden.


R. Remer 2000
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Raimund Remer ist in Österreich geboren, Landwirtschaftsmeister, und ausgewiesener Experte für biologisch-dynamische Landwirtschaft. Remer beschäftigt sich während seiner Arbeit als Landwirt mit Beobachtungen und Untersuchungen von Pflanzen und ihren Wurzeln. Sein Vater, Dr. Nikolaus Remer, war einer der Pioniere des biologisch dynamischen Anbaus und daher auch des Ökolandbaus als solches. Raimund Remer lebt zusammen mit seiner Frau, Dr. Urike Remer in Amelinghausen nahe dem Bauckhof, dem sie durch ihre Arbeit eng verbunden sind.


Bild von Raimund und Ulrike und Julian und David Turiel
von l. nach r. Raimund Remer, Ulrike Remer, Julian Turiel, David Turiel, Amelinghausen, 6. Juli 2023


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