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Erfolgreicher Rapsanbau - Potential für die ökologische Landwirtschaft.

Aktualisiert: 6. Nov. 2023


Bio Raps 75er Turiel-Dämme
Bio-Raps nach Winterhafer auf 75er Dämmen, 14.10.2023, Landkreis Freising, Biohof Königsfeld

Raps hat ein besonderes Potential. Für Ackerbaubetriebe ist er in der Fruchtfolge ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Kulturführung. Durch seine tiefen Wurzeln und Eigenschaft, viele Feinwurzeln zu entwickeln, baut er den Boden auf und ist eine ideale Vorfrucht, um hohe Qualitäten im Weizen zu erzielen, besonders, wenn nicht auf hochwertigen Mist zugegriffen werden kann.


Symbolbild Tierhaltung

Der strukturelle Wandel in der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass viele Betriebe die Viehhaltung aufgeben. Das führt dazu, dass organischer Dünger vielerorts Mangelware ist und Nährstoffe aus Handelsdünger teuer eingekauft werden. Im konventionellen Anbau kann so Einiges kompensiert werden. Der Ökolandbau versucht mit Leguminosen dagegen zu steuern, auch weil der mehrjährige Kleegrasanbau durch die Mahd eine Art Unkrautreinigung ist. Für Ackerbaubetriebe ist das Kleegras jedoch nicht unproblematisch. Denn der Trend hin zum intensiveren Anbau von Leguminosen geht mit dem Risiko einer sogenannten Leguminosenmüdigkeit, dem drastischen Ertragsrückgang bei leguminosenlastigen Fruchtfolgen, einher. Außerdem ist das Gras in der Kleegrasmischung ebenfalls keine besondere Abwechselung zum Getreide. Das bedeutet nicht, dass Kleegras keine wichtige Komponente ist, jedoch, dass es die Fruchtfolge in Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten nicht ausreichend auflockert. Hier kommt der Raps ins Spiel.


konv. Raps auf Turiel Dämmen im 60er bstand
2022, Julian Turiel mit konv. Rapspflanze, angeb. auf 60er Dämmen

Abwechslung ist wichtig! Raps ist ein Kreuzblütler (Brassicaceae) und bildet keine Knöllchen-Bakterien und geht keine Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen ein. Allein dadurch ist er eine Kultur, die den Fruchtfolgen vieler Ackerbaubetriebe Abwechslung verschafft. Viele (besonders konventionelle) Betriebe wissen, dass die Bodenstruktur nie so gut ist, wie nach einem erfolgreichen Rapsanbau. Im Bio-Anbau ist er eine Seltenheit. Zu hoch das Risiko von Ertragsausfällen wegen Erdfloh, Schnecken, Rapsglanzkäfer und Co. Für die Nutzung der von dem Kleegras gesammelten Nährstoffe wäre der Raps jedoch die richtige Kultur. Ein Raps wird in unseren Breitengraden idealerweise Mitte August angebaut. Schon früh im Herbst hat er viele Feinwurzeln gebildet. Die im Boden angesammelten Nährstoffe können optimal von der Rapspflanze genutzt werden. Spätestens nach der Rapsernte merkt man, dass der Boden wie verwandelt ist. War er nach dem Kleegrasumbruch (besonders bei trockenen Verhältnissen) noch grob und klutig, so hinterlässt der Raps eine hervorragende Bodengare, und zwar bis in die Tiefe, in der er seine Feinwurzeln entwickeln konnte. Dieser perfekt vorbereitete Boden ist die beste Grundlage, um eine anspruchsvolle Kultur, wie einen Qualitätsweizen, anzubauen.


Bio-Raps am Hofgut Schloss Hamborn, Saat Ende September 2022, Bestand zwei Monate später und Blüte Ende April 2023.


Doch wie kann man den Herausforderungen im Ökolandbau im Hinblick auf Schädlinge begegnen? Zunächst einmal sollte man sich von der allgemeinen Meinung trennen, dass an Schädlingen kein Weg vorbeiführt, wenn lokal der Schädlingsdruck hoch ist. Unsere Kunden haben schon oft beobachtet, dass zwei direkt nebeneinanderliegende Felder mit der gleichen Kultur, im gleichen Wachstumsstadium, eine sehr unterschiedliche Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen aufweisen. Konkret bei Kartoffeln, wo ein Feld komplett von den Käfern abgefressen war und das Nachbarfeld, ohne Barriere dazwischen, vollständig unversehrt geblieben ist. Vergleichbares wurde auch im Raps mit Rapsglanzkäfern beobachtet, wohlgemerkt: die verschonten Flächen waren nicht mit Insektiziden behandelt. Wäre das eine Ausnahme könnte man sagen, dass sie die Regel bestätigt. Dem ist jedoch nicht so. Daher braucht es eine bessere Erklärung.


Bio-Raps, erstes Jahr Dammkultur, Biohof Kneißle, BaWü
Bio-Raps, erstes Jahr Dammkultur, Biohof Kneißle, BaWü

Aus dem traditionellen Wissen heraus, können Schädlinge als Krankheit betrachtet werden. Als Krankheit, die einen Organismus befällt, wenn er zu schwach ist, um sich mit seinen eigenen Abwehrkräften dagegen zu wehren. In der Vergangenheit hatte man nicht die heutigen wissenschaftlichen Mittel, um bestimmte Phänomene zu untersuchen. Jedoch, und vielleicht gerade deshalb, hatten die Landwirte eine besondere Gabe durch genaue Beobachtungen Ursache-Wirkung-Beziehungen zu erkennen. Diese Fähigkeit ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass man sich viel intensiver mit den anderen Landwirten ausgetauscht hat als heute. Noch vor ein paar Generationen war es wohl in Bayern so, dass man sich auf dem Feld mit den Kollegen so verratscht (=viel geredet) hat, dass man ohne verrichtete Feldarbeit wieder nachhause gegangen ist, da es sich nicht mehr gelohnt hat, um noch mit der Bearbeitung zu beginnen. In der Heimat von Julian Turiel in Nord-Westspanien wurden Eselsbrücken auf Basis von landwirtschaftlichen Ereignissen verwendet: Martin hat in dem Jahr geheiratet, als der Weizen so schlecht war… Nach Feierabend wurde fast ausschließlich über die Landwirtschaft geredet, und zwar mit vielen Landwirten, denn damals war jeder Landwirt oder wusste noch mit den Begriffen etwas anzufangen. Auf diese Weise wurde ein sehr objektives und robustes Wissen aufgebaut, was über Generationen weitergegeben wurde. Ein Schädling oder eine Krankheit, die aufgetreten ist, wurde immer im Zusammenhang zu dem gesehen, wie der Boden behandelt wurde und wie gut oder schlecht sich die Pflanze daraufhin entwickelte. Was auch heute leicht zu beobachten ist: Schwache Pflanzen im Bestand sind immer die ersten, die unter einer Krankheit oder Schädlingen leiden. Das ist nicht immer offensichtlich, da auch groß entwickelte Pflanzen schwach sein können, wenn Sie eine einseitige, direkte Düngung bekommen haben. Was kann man von diesem Wissen aus der Tradition im heutigen Landbau anwenden? Unserer Meinung nach ist dieses Wissen wichtiger denn je. Denn die heutige Agrarwissenschaft, die daraus resultierenden gesetzlichen Verordnungen, das reaktionäre Handeln beziehungsweise die Symptombehandlungen und unser Technologiefetisch haben uns dahin geführt, wo wir jetzt sind: die Böden sind in einem katastrophalen Zustand und Wurzelunkräuter und Resistenzen machen auch immer mehr den konventionellen Betrieben zu schaffen.


Bio-Raps, 24.09.2023, erstes Jahr Dammkultur, Polen
Bio-Raps, 24.09.2023, erstes Jahr Dammkultur, Polen


Wie kann man also erfolgreich Raps anbauen? Grundlage ist, die richtige Vorbereitung, um für den Raps gute Startbedingungen zu schaffen. Was uns in der Praxis auffällt, ist das ein erfolgreicher Rapsanbau mit einer frühzeitigen Vorbereitung zusammenhängt. Traditionell wurde Raps nach Gerste, der Kultur, die am frühesten geräumt wird, anbaut. Wir empfehlen zwar auch den Anbau nach Kleegras, wegen der besseren Nährstoffverfügbarkeit, jedoch muss der Umbruch auch unbedingt früh passieren. Mit dem Dammgerät allein kann der Umbruch auch schon mit zwei bis drei Arbeitsgängen erledigt werden. Neben dem Absterben des Klees und der Grassoden ist aber auch entscheidend, dass die organische Masse möglichst weitgehend verrottet ist und chemische Stoffe, die über die Pflanzenwurzeln ausgeschieden werden, sogenannte Phytonzide, von der Biologie im Boden umgesetzt sind. Ist die Umsetzung nicht weit genug vorangeschritten, reagiert der Raps mit einem gehemmten Wachstum und ist anfällig für Schädlinge. Die erste Bearbeitung sollte spätestens drei Wochen vor dem Anbau geschehen. Bei Heuwetter ist der pfluglose Umbruch unproblematisch, da das Absterben der Pflanzen und Umsetzung bei hohen Temperaturen schnell verläuft. Ist das Wetter unbeständig dauert der Umbruch länger – daher lohnt es sich auf den letzten Schnitt zu verzichten oder intensivere Bearbeitungen in kurzen Zeitabständen zu fahren.



Bio-Raps auf 90er Dämmen, erstes Jahr Dammkultur, BaWü
Bio-Raps auf 90er Dämmen, erstes Jahr Dammkultur, BaWü

Die Erfahrung zeigt, dass auch der Raps sehr gerne einen lockeren aufgehäuften Damm mag. Die Entwicklung der Wurzeln kann optimal verlaufen – egal auf 60er, 75cm oder 90er Dämmen. Die Aussaattiefe nach unserem Anbauprinzip sollte möglichst flach, idealerweise in zwei Tiefen, z.B. einmal auf 7cm und auf 2-3cm sein. Für die Saat auf zwei Tiefen, wird das Turiel-Schleppschar zunächst tiefer und dann flacher voreinander angebaut. Die Saat auf zwei Saattiefen eignet sich besonders unter extrem trockenen Bedingungen, wenn die Feuchtigkeit erst unterhalb der ersten 5-6cm anfängt und kein Regen in Aussicht ist. Die flache Saat ist eine Versicherung, dass wenn viel Niederschlang kommt und sich eine Kruste über der tief abgelegten Saat bildet, die Keimlinge es nicht zu schwer haben, um an die Oberfläche zu kommen. Bleibt der Boden locker, kann der Raps in der Turiel-Dammkultur auch aus 8-10cm keimen und an die Oberfläche kommen. Bei der Saat mit zwei Säscharen in einer Reihe, muss jedoch die Aussaatstärke erhöht werden, für den Fall, dass die Saat aus einem der Beiden Säschare nicht gut aufläuft. In der Regel liegt die Aussaatmenge dann bei ca. 6-7kg/ha. Wegen der flachen Kornablage ist die Blindpflege in der Regel nicht möglich. Die zeitige Bodenvorbereitung sollte aber schon einige Unkrautsamen zum Keimen gebracht haben, sodass spätestens durch die Saat schon eine Dammpflege erfolgt. Die jungen Triebe des Rapses sind sehr empfindlich gegenüber Verschüttung und können auch nicht mit der Kettenschleppe gehackt werden, sodass bis zum 2-3-Blatt-Stadium gewartet wird, dass die Pflanzen keinen Schaden nehmen. Mit den Hackdrähten und Paddeln können auch größeren Unkrautpflanzen entfernt werden, sodass man größere Zeiträume hat, in denen die Pflegemaßnahme noch wirkungsvoll ist. Mit einer Pflegemaßnahme im Herbst ist die Arbeit getan. Im Frühjahr sollte der Raps unter normalen Bedingungen nicht mehr angefasst werden, denn er geht sehr schnell in die generative Phase über und wird empfindlich. Es ist keine zusätzliche Düngung notwendig. Ist Dünger vorhanden, sollte er optimalerweise vor dem Anbau, vor der Bodenbearbeitung ausgebracht werden, dass er vom Boden und erst später von der Pflanze aufgenommen wird.



Bio-Raps auf 75er Dämmen, 26.05.2021, Hessen
Bio-Raps auf 75er Dämmen, 26.05.2021, Hessen

Schafft man es im Ökolandbau den Raps erfolgreich in die Fruchtfolge zu integrieren, profitieren alle anderen Fruchtfolgeglieder. Denn die Bodengare und Erntereste, die innerhalb kürzester Zeit vollständig verrotten, sind ideale Startbedingungen für Folgekultur. In der Dammkultur sind Erträge bis zu über 4t/ha möglich. Nach anfänglicher Überzeugungsarbeit wird Bio-Raps mittlerweile von vielen Praktikern nach unserer Beratung angebaut, mit sehr guten Erfolgen.


Positive Effekte beobachten wir auch bei Raps als Zwischenfrucht, besonders, wenn man es mit Wurzelunkräutern zu tun hat. Mehr dazu in unseren anderen Berichten.



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